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Wolhynien und die Evangelischen Baptisten-Gemeinden im Gebiet Rowno

von OTTO PENNO

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Lucynow

Zur Geschichte meines Geburtsortes Lucenow im Zusammenhang mit den Anfängen des Baptismus dort im Jahre 1866 steht in dem Buch von Dr. Kupsch, das es nicht mehr zu kaufen gibt:

In dieser Zeit entstand in dem drei Kilometer entfernten Dorfe Niespozdzianka eine geistliche Bewegung. Leute wurden um ihr Seelenheil bekümmert und fingen an, den Weg zur Seligkeit zu suchen. Unter denen, die 'rechtschaffen' zu Gott bekehrt waren, finden wir die Namen Nickel, Janowski und Hiller.

Diese Familien waren nicht mit irdischen Gütern gesegnet. Kümmerlich nährten sie sich auf geringer, kleiner Scholle und dazu nicht auf eigenem, sondern auf Pachtland. Bei ihrer äußeren Armut wurden sie jetzt auch um ihres Glaubens willen verfolgt. So entstand ein Kampf zwischen Licht und Finsternis. Solange sie mit ihren Nachbarn mitmachten, waren sie angesehen und geachtet; nach ihrer Bekehrung zu Gott wurden sie verachtet und verfolgt. Wo immer sie auch zur Betrachtung des Wortes Gottes zusammenkamen, wurden sie gestört. Sie wurden gehetzt, verhöhnt, vertrieben. Innerlich waren sie aber voller Freude über das in Christo gefundene Heil... Als Prediger S. Lehmann im Jahre 1876 in Zelanka taufte, stürzte sich der Pöbel auf ihn, misshandelte ihn, band ihn mit Stricken und lieferte ihn der Polizei aus...

1881 wurde Lucenow zur selbständigen Gemeinde konstituiert, und als sie auch behördliche Bestätigung erhielt, war die Freude groß, denn nun konnte unter dem Schutz der Behörde fleißig missioniert werden... Mitten in das segensreiche Wirken wurde die Kriegsfackel des Jahres 1914 geworfen. Überall begegnete dem deutschen Mann Feindschaft, wenn auch Väter und Söhne als russische Soldaten an den verschiedenen Fronten kämpften.

Am 5. Juni 1915 kam der Ausweisungsbefehl. Prediger Jeske wurde als Geisel ins Gefängnis gelegt, um für seine Gemeindemitglieder zu bürgen, bis auch er mit dem Rest der Glieder nach dem Inneren Russland abgeschoben wurde... 1918 kamen einige aus der Verbannung zurück, in den Jahren 1919, 1920 und 1921 weitere Familien. Viele kamen nicht wieder. Einige Stationen, an denen vor dem Kriege Mitglieder wohnten, sind gänzlich eingegangen. Die in den Jahren zurückgekommen waren, mussten noch einmal eine recht traurige Zeit während des Einbruchs der Bolschewiken mitmachen. Gut und Leben schwebten täglich in Gefahr. Endlich kehrte Frieden ein, und die Gläubigen sammelten sich wieder in aller Ruhe um Gottes Wort. Lücken, große Lücken waren da, doch mit neuem Eifer und neuem Erfolg wurde Mission getrieben, so dass große Tauffeste stattfinden konnten. Im Jahr 1923, als Prediger G. Alf, der Sohn des Baptisten-Pioniers in Polen, in Wolhynien eine Zeit wirkte, wurden 336 Personen auf ihr Bekenntnis an Christum getauft... Durch die in den Jahren 1927, 1928 und 1929 einsetzende Auswanderung nach Kanada und Brasilien ist die Gemeinde sehr geschwächt worden. Große Lücken bestehen durch das Auswanderungsfieber...

Ähnlich verlief auch die Geschichte der anderen wolhynischen Baptistengemeinden, die von Dr. Kupsch beschrieben werden (Roschischtsche, Kolowert, Porozow}.

Wie segensreich trotz allem die Missionsarbeit der Gemeinden in diesem Gebiet war, wird deutlich an den Zahlen der vielen Menschen, die die Taufe begehrten. So konnte allein Pastor Martin Jeske während seiner Dienstzeit in Lucenow 4.000 Menschen auf unser christliches Bekenntnis taufen.

weiterlesen Teil 3 (Teilung und Umsiedlung) 


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors. Otto Penno ist Pastor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland. Er wurde 1937 in Lucynow im Gebiet Rowno geboren.

Für mehr Informationen über die Geschichte der deutschen Baptisten in Wolhynien siehe auch Donald Miller: In the Midst of Wolves. A history of German Baptists in Volhynia from 1863 to 1943.

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